Schulen im Dialog mit Lehrerin aus Übersee

Niederviehbach. (cg) Frau Thais Steffen-Guimaraes, eine Lehrkraft aus Brasilien ergänzt derzeit das Lehrerkollegium an der Mittelschule. Hintergrund ist ein Hospitationsprogramm des pädagogischen Austauschdienstes der Kultusministerkonferenz für ausländische Deutschlehrkräfte aus Asien, Afrika, Lateinamerika, sowie Ost- und Südeuropa. Drei Wochen ist die Lehrerin, die an ihrer Schule "Instituto Ivoti", einer Gesamtschule in der südbrasilianischen Stadt Ivoti mit rund 25 000 Einwohnern unterrichtet, in Niederviehbach und Dingolfing zu Besuch. Untergebracht ist sie privat bei Schulleiterin Uta Kager und das ist auch ausdrücklich so erwünscht, denn die Lehrer, welche Deutschland im Rahmen dieses Programms besuchen, sollen nicht nur ihre Sprachkompetenzen verbessern und das deutsche Schulwesen kennenlernen, sondern neben dem Einblick in die Berufswelt von deutschen Lehrkräften auch ihr Orientierungswissen über die Bundesrepublik Deutschland aktualisieren und erweitern. Zum Einblick in das deutsche Schulsystem sollen auch berufliche und persönliche Kontakte geknüpft werden. Es ist aber nicht eine Mischung aus deutsch und englisch, wie man sich unterhält, denn die 29jährige hat nicht erst in der Schule deutsch gelernt, sondern hat wie viele Menschen im brasilianischen Bundesland "Rio Grande Do Sul", zu deutsch Fluss aus dem Süden, deutsche Wurzeln und spricht daher perfekt deutsch. Ihre Uroma stammt aus dem pfälzischen Hunsrück. Sie kam wie viele deutsche Einwanderer aus dem Hunsrück 1824 in die Gegend und so sprechen in der Region nicht nur viele Menschen deutsch, sondern auch Hunsrücker Dialekt. In Brasilien leben viele deutsche und europäische Einwanderer und man feiert dort mit großen Festen die Einwanderung vor 200 Jahren in ein aufgeschlossenes Land mit guter Integration der Einwanderer. Vor diesem Hintergrund hat man einen engen und guten geschichtlichen Bezug zu Deutschland und Europa. Frau Steffen besucht derzeit die Klassen an der Mittelschule Niederviehbach und der Realschule St. Maria und stellt dabei auch ihr Heimatland vor. Ein Bundesland in Brasilien ist so groß, wie Deutschland, berichtet sie den Schülern. Mit 214 Millionen Einwohnern ist das Land nach Fläche und Bevölkerung einer der größten Staaten der Erde und das größte Land des südamerikanischen Kontinents, vom dem es knapp die Hälfte der Fläche einnimmt. Ein Jahr Praktikum und ein Sprachkurs gingen ihrem Lehramtsstudium voraus. Bei den Schulen sieht sie auch deutliche Unterschiede in der Gliederung des Schulsysteme. An ihrer Schule kommen beispielsweise auch schon Kindergartenkinder zu Besuch an die Schule. An der großen Gesamtschule mit mehr als 1 000 Schülern unterrichtet sie in der dritten Klasse sämtliche Fächer bilingual deutsch und in der vierten und fünften Klasse deutsch als Fremdsprache. Interessant findet die Gastlehrerin die Begeisterung der Mittelschüler für die Berufsorientierung in der achten Klasse, da hat sie schon einen Zuckerfabrik und eine Straßenbaufirma besucht. Ebenso neu für sie ist die Ganztagsschule, beides gebe es in Brasilien nicht. Nach einem milden Winter mit viel Regen auf der Südhalbkugel traf Steffen-Guimaraes nach 14 Stunden Flug das deutsche Herbstklima, das sie sehr angenehm findet. Sie will ihren deutschen Wortschatz verbessern und sich auch Impulse vom deutschen Schulsystem holen. Nach einem freundlichen Empfang und Begleitung durch die Lehrer in Niederviehbach, hat sie auch viele Gerichte der deutschen Küche schätzen gelernt. Neben viel gegenseitigem Austausch über Unterricht und Schulsysteme genoß die Besucherin aber auch den Wandertag und Ausflüge in die Städte der Umgebung und zum Schloss Neuschwanstein mit den Lehrerkollegen und Schulsekretärin Konstanze Schmelz.